Rohstoffe
Sebastian Jersch

RLP®, Financial Advisor (ebs)

Rohstoffe

Menschen haben insbesondere in ihrer jüngsten Entwicklungsgeschichte die Welt geformt und ihre Ideen in die Realität umgesetzt. Auf der einen Seite wurde und wird entwickelt, produziert, gebaut und auf der anderen konsumiert, gewohnt, gelebt. Die Dinge des täglichen Lebens, die wir konsumieren und gebrauchen, sind Veredelungen von regenerierbaren oder endlichen Ursubstanzen: den Rohstoffen.

Rohstoffe begegnen uns bei der Verwendung bzw. Verarbeitung im Produktionsprozess und in Form von Preziosen und Edelmetallen; hier nimmt natürlich Gold bei vielen einen besonderen Stellenwert ein. In all diesen Erscheinungsformen stellt sich die Frage nach dem (Nutz-)Wert oder dem Werterhalt. Aufgrund einer persönlichen Beziehung zu bestimmten Dingen, haben diese für uns einen ideellen Wert, z. B. das eigene Haus oder geerbte Wertsachen. Darüber hinaus stellt sich für einen Investor jedoch die Frage, ob und in wieweit Rohstoffe als Geldanlage z.B. als Beimischung in einem Portfolio von Aktien und Renten geeignet sind und einen soliden Vermögensaufbau ermöglichen können.

Rohstoff-Futures (das sind Finanzinstrumente, die ein Kauf- oder Verkaufsrecht auf einen bestimmten Rohstoff verbriefen) haben in der Zeit zwischen Januar 1999 und Juni 2004 (Platzen der Dotcom Blase –Einbruch des Neuen Marktes) die Wertentwicklung von Aktien erheblich übertroffen. Die jährliche Rendite des Goldman Sachs Commodity Index betrug in diesem Zeitraum 18,8 %, die des S&P 500 Index weniger als 0,1 %. Durch die hohen Ergebnisse in dieser Phase haben Rohstoff-Futures, die langfristig orientierte Anleger typischerweise meiden, plötzlich eine breite Aufmerksamkeit erfahren. Die Befürworter sehen in Rohstoff-Futures vorteilhafte Anlageeigenschaften:

  • Rohstoff-Futures verzeichnen angeblich positive durchschnittliche Wertzuwächse.
  • Die Beimischung von Rohstoff-Futures-Anteilen zu einem konventionellen Aktien- und Rentenportfolio soll zu einer deutlichen Reduktion des Portfoliorisikos beitragen.
  • Rohstoff-Futures sollen einen effektiven Inflationsschutz bieten

Wenn Rohstoff-Futures die Erträge steigern, das Risiko reduzieren und einen Inflationsschutz bieten, wer würde da nicht gern investiert sein? Da der Handel von Future-Kontrakten naturgemäß eines Käufers und eines Verkäufers bedarf, wäre es doch sehr interessant zu wissen, wer und warum jemand diese Anlagen überhaupt verkaufen möchte. Lassen sich diese Behauptungen denn überhaupt aufrechterhalten? Untersuchungen anhand des Goldman Sachs Commodity Index zeigen1, dass sich keine der Behauptungen empirisch nachweisen lassen. Vielmehr zeigten sich folgende Ergebnisse:

  • Die Zusammensetzung von Rohstoff-Indizes ändert sich ständig, sodass es schwierig ist festzustellen, ob sich die durchschnittliche Wertentwicklung des Index überhaupt auf die Wertentwicklung der zugrundeliegenden Rohstoffe bezieht und ob sich damit beide Wertentwicklungen überhaupt voneinander unterscheiden.
  • Wenngleich der Rohstoff-Index negativ mit Aktien und Anleihen korreliert, d. h. einen zu diesen Anlagen entgegengesetzten Wertverlauf zeigt, bewirkt die Kombination von Rohstoffen mit Aktien und Anleihen nur eine vernachlässigbare Reduktion des Risikos.
  • Wenngleich Rohstoff-Indizes einen positiven Gleichlauf mit der Inflation zeigen, erbringt die Beimischung von Rohstoffen in einem Portfolio mit konventionellen Anlagen kaufkraftbereinigt und auf lange Sicht keine merklich höheren Erträge.

Die starken Schwankungen der Rohstoffpreise machen eine exakte Abschätzung der erwarteten Erträge, der Risiken und der Wechselbeziehungen zu anderen Anlagen oder der Inflation schier unmöglich. Tatsache ist, dass die behaupteten Anlagevorteile von Rohstofffonds übertrieben sind. Rohstofffonds mögen für einige Anleger eine gute Anlageentscheidung sein, nicht jedoch aus den oben angeführten Gründen. Für die meisten Anleger dürfte die Beimischung von Rohstoffen weder geeignet sein noch einen signifikanten Vorteil bringen, sodass ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen eine bessere und solidere Ausgangsbasis darstellt. Wenn in einem solchen Portfolio eine vernünftige, weltweit maximal diversifizierte Anlagestrategie abgebildet ist, ist auch der Rohstoffsektor im angemessenen Maß durch den Anteil an Rohstoffaktien repräsentiert. Insofern partizipiert ein Anleger in einer ausgewogenen Anlagestrategie anteilig von den Vorteilen dieser Anlagekategorie. Bei den meisten Rohstoffen zeigt sich der wahre Nutzen ohnehin erst nach Veredelung bzw. Verarbeitung zu einem Produkt. Über Aktien profitiert der Anleger also zusätzlich an der Wertschöpfung und den damit verbundenen laufenden Erträgen: den Dividenden.

Ethik und Geldanlage

Nicht zuletzt gilt es in diesem Zusammenhang den ethischen Aspekt zu beleuchten, insbesondere wenn es um die Frage der Spekulation mit Nahrungsmitteln geht. Wenngleich die Branche einen Kausalzusammenhang zwischen dem Welthunger und der Spekulation mit Nahrungsmitteln aus verständlichen Gründen vehement bestreitet, lassen sich die Mechanismen und Ursache-/Wirkungsbeziehungen nachvollziehen.

Wenn in einer individuell auf den Anleger abgestimmten Portfoliostruktur keine substanzielle Notwendigkeit besteht, in Rohstoff-Futures, in welcher Form auch immer, zu investieren, ist es vernünftig und verantwortungsbewusst, eine von der Anlagekategorie ‚Rohstoffe‘ losgelöste Anlagestrategie zu verfolgen.


1 Truman A. Clark, Commodity Futurs in Portfolios, 2004 i. V. m. Q&A: What Role for Commodities, Keneth French, 2010


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